Sigma 24mm 1.4 Art — wirklich so gut?
Vorab
Seit ich mit dem Fotografieren angefangen habe, geht mir ein Spruch nicht mehr aus dem Kopf, der immer wieder fällt, wenn es um Objektive geht: Eine Festbrennweite ist immer besser.
Mein Gedanke war, mein Canon 24–70/2.8 II durch absolut perfekte Festbrennweiten im Laufe der Zeit eventuell komplett zu ersetzen. Ich bin mit meinem Canon nicht unzufrieden, habe aber gedacht, es geht auch besser. Wie sich rausstellte, wurde ich eines besseren belehrt.
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, in dem Brennweitenbereich, den ich am liebsten für die Milchstrassenfotografie nutze, zu beginnen. Was liegt da näher, als es mit dem Sigma 24mm 1.4 Art zu probieren.
Wenn du die Milchstrasse fotografierst, brauchst du Licht. Und das bekommst du, wenn du eine 1.4er Linse nutzen kannst. Zwei Blenden mehr Licht bedeuten zwei Blenden weniger Rauschen. Wenn du mit f2.8 und Iso 3200 ein Bild machst, und dann auf f1.4 wechselst, kannst du also auf Iso 800 runtergehen und das sind Welten. Selbst mit einer Profikamera.
Das Sigma liefert dir genau das, und kostet im Gegensatz zu den grossen Herstellern nur einen Bruchteil. Und so dachte ich mir, das könnte deine perfekt Astro-Linse sein. Für mich, für meine Art der Fotografie, ohne Nachführung oder sonst etwas.
Als ich sie mir angeschaut habe, war sie glücklicherweise auch noch etwa 25% reduziert, und wer bei Amazon bestellt weiss, er kann die Ware ohne Probleme umtauschen. Wobei ich mit einem Umtausch nicht wirklich gerechnet habe.
Ist das Sigma 24mm 1.4 Art — wirklich so gut?
Der Test
Jetzt zum Objektiv. Ich habe zunächst zwei, drei Bilder aus der Hand bei Low Light in der Wohnung gemacht. Der Autofokus saß hier schon perfekt. Kein Fehlfokus war zu erkennen. Auch wenn ich natürlich in der Astrofotografie ganz anders fokussiere, muss natürlich gewährleistet sein, dass die Linse auch bei “normalem” Gebrauch einwandfrei funktioniert.
Anschliessend habe ich die Kamera aufs Stativ gesetzt und parallel zu einer Klinkerwand bei mir zu Hause ausgerichtet, ebenso Lot und Waage beachtet. Dann habe ich manuell fokussiert auf die Steine und in ganzen Blenden Testaufnahmen gemacht. Also bei Blende 1.4, 2, 2.8, 4 usw. bis f16, weiter kommt das Sigma nicht.
Sigma 24mm, 1.4 Art bei f1.4, man sieht die Unterschiede am Besten oben rechts am roten Stein
Sigma 24mm, 1.4 Art bei f4
Sigma 24mm, 1.4 Art bei f8
Bei der Betrachtung der Bilder, die ich alle wie gewohnt in Lightroom bearbeitet habe, selbstverständlich synchronisiert, fiel mir auf, dass die Bildqualität bei f8 perfekt war, Schärfe pur bis in die Ecken. Genauso wie das optische Empfinden in den Kontrasten, die die Steine lieferten.
Bei Blende 11 sowie ab f5.6 war die Schärfe sehr gut, auch bis in die Ecken. Kein Grund, sich zu f8 zu zwingen. Blende 16 hat mir schon nicht mehr gefallen, es sah bereits leicht matschig aus, der Unterschied zu f11 fiel auf. Das mag motzen auf hohem Niveau sein, aber hätte ich das Objektiv behalten, würde ich diese Blende beim fotografieren meiden.
Offenblende
Jetzt zu den offenen Blenden. Die Schärfe war schon bei f1.4 sehr gut, die Bildqualität stark.
Aber: —> nur in der Mitte.
Sie wurde bis f4 aber besser zum Randbereich hin, und wie gesagt, ab f5.6 gibts gar nichts zu motzen.
Das der Randbereich in den offenen Blendenbereichen schärfetechnisch nachlässt ist bekanntlich normal und war mir auch bewusst. Auch mein Canon 24–70/2.8 II macht das offenblendig bei f2.8, trotzdem wollte ich beide Objektive unter gleichen Bedingungen vergleichen und habe die komplette Serie (Klinkersteine) auch mit meinem Canon fotografiert.
Und hier kam die grosse Überraschung. Das Canon war in keinster Weise schlechter als das Sigma, von f2.8 bis f16 konnte ich keine signifikanten Unterschiede feststellen. Im Gegenteil: Das Canon war bei f16 besser.
Ich hatte damit gerechnet, dass mein Canon dem Sigma unterliegt.
Der Test — Die Sterne
Nachdem ich die Bilder gesichtet hatte, war es dann endlich dunkel genug , um den glücklicherweise mal wieder klaren Himmel zu fotografieren. In unserer lichtverschmutzten Gegend waren auch ein paar Sterne bereits mit blossem Auge zu erkennen. Ich habe die hellsten Sterne so im Bild positioniert, dass sie in den Bildecken lagen. Auf diese Sterne habe ich dann auch manuell fokussiert und musste feststellen, dass das echt schwierig war.
Das Coma war so stark ausgeprägt, dass ich es schon auf dem kleinen Kameramonitor erkennen konnte. Coma bedeutet salopp gesagt, dass die Sterne in den Randbereichen aussehen, als wäre ein Fallschirm geöffnet worden. Ich machte hier Aufnahmen von f1.4 über f1.8 und f2 bis f 2,8. Das Coma verschwand bei f2.8 fast vollständig. Was dabei für mich am Verblüffendsten war: Einen Unterschied zu meinem Canon 24–70, wie ich es kenne, war kaum auszumachen.
Sigma 24mm 1.4 bei f1.4
Sigma 24mm f1.4 bei f2.8
Es geht zurück. Und ich weiss jetzt, dass mein 1800 Euro teures Zoom von Canon qualitativ so hochwertig ist, dass ich gleich mehrere “Festbrennweiten” in einer Linse habe (24/35/50/70), wenn auch erst ab f2.8. Wobei natürlich auch für diese Brennweiten ein Test erforderlich ist.
Persönliches Fazit
Ich hatte gedacht, die Qualität meiner Milchstrassenaufnahmen zu erhöhen, gleichzeitig natürlich auch andere Vorteile einer 1.4er Blende mitzunehmen. Ich bleibe dann aber, vorerst, doch lieber bei meiner alten Linse, die Qualitativ auch in der Astrofotografie sehr hoch zu spielen scheint. Vielleicht findet sich das Gewünschte ja später noch. Außerdem trage ich mit nur einer Linse anstatt zwei oder drei weniger Gewicht mit mir rum. Diesen Nachteil hätte ich gerne in Kauf genommen.
Fazit:
Auch wenn ich das Sigma für meinen gedachten Einsatz nicht gebrauchen kann, gebe ich eine klare Kaufempfehlung.
Es ist ein Top Objektiv, wenn man weiss, was man damit macht. Immerhin bietet f1.4 eine Menge mehr Freistellungspotenzial zum Beispiel in der Portraitfotografie.
Diese Vorteile und Möglichkeiten hätte ich ganz nebenbei natürlich auch gerne mitgenommen. Auch wenn ich Personen eher seltener fotografiere. Wenn man aber eine Taufe oder Hochzeit begleitet, wo es in der Regel schnell gehen muss, und wo die Brennweite blitzschnell den Gegebenheiten angepasst werden muss, sehe ich beim Zoom die Vorteile. Das sollte der Käufer immer mit berücksichtigen.
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