Richtig Belichten mit Histogramm
In diesem kurzen Beitrag möchte ich Dir erklären, wie Du zukünftig richtig belichtest. Nämlich mit der Tonwertkurve. Falls Du es nicht bereits tust 😉
Wie funktioniert denn jetzt richtig Belichten mit Histogramm?
Wer mich kennt, weiss, dass ich gerne in Städten unterwegs bin und diese fotografiere. Für mich wird eine Stadt meist erst interessant, wenn die Lichter angehen. Gerne fotografiere ich dann auch mal über die blaue Stunde hinaus. Also bis in die Nacht hinein. Natürlich in Abhängigkeit vom Motiv, aber auch vom Wetter. Das Problem hierbei ist, dass diese Motive einen sehr hohen Dynamikumfang haben. Von der hellsten Lampe bis zu den dunkelsten Partieen im Bild benötigst du mehr Dynamikumfang als der Sensor deiner Kamera hergibt oder in einer Aufnahme speichern kann. Nicht immer…meistens, und abhängig von der Kamera.
Natürlich lasse auch ich mich inspieren von Bildern im Internet, vor Allem in Facebook und Instagram. Dabei sieht man viele schöne und vor Allem gute Aufnahmen. Allerdings auch Schlechte. Warum sind sie schlecht? Weil sie meistens falsch belichtet sind. Unabhängig von Fehlern wie Ausrichtung des Horizonts usw. ist die Belichtung vielleicht das wichtigste Element für ein richtig gutes Bild. Sicherlich auf einer Ebene mit anderen Kriterien, aber das ist eine andere Sache…
Wie aber kannst du jetzt richtig belichten? Wie kannst du den vollen, nötigen Dynamikumfang der Szene einfangen?
Dazu stelle ich dir jetzt eine Frage. Wie hast du bisher deine Bilder kontrolliert, wenn du sie gemacht hast? Hast du sie kurz auf dem Kameramonitor angeschaut und das Bild danach beurteilt, wie es dir auf dem kleinen Monitor angezeigt wird? Dann sage ich dir jetzt: Das wird so in den wenigsten Fällen reichen. Der kleine Monitor stellt seine Helligkeit nämlich automatisch ein und gaukelt dir eventuell etwas vor. Vielleicht nicht auf das gesamte Bild gesehen, aber mindestens in den Tiefen und den hellen Tönen. Das mag jetzt vielleicht auch etwas abhängig vom Kameramodell sein, aber.…das Einzige, was ich an Hand des Kameramonitors prüfe ist die Schärfe.
Für die Kontrolle der korrekten Belichtung nutze ich ausschliesslich das Histogramm. Auch Tonwertkurve genannt. Dieses kannst du dir in der Kamera anzeigen lassen. Du musst nur in den Einstellungen schauen wie es funktioniert. Mir wird es in meiner Canon zum Beispiel angezeigt, in dem ich auf die Info-Taste drücke. Mehrfach, bis mir die Kurve angezeigt wird.
Gehen wir einen Schritt weiter. Kannst du dein Histogramm jetzt sehen? Für eine ausgewogene Belichtung am Tag sollte sie in etwa so aussehen:
Diese Kurve ist interpretierbar. Rechts siehst du eine steil aufragende Kurve für die Lichter. Sie sind sehr hell und machen einen grossen Teil des Bildes aus. Tatsächlich war es hier ein grauer, sehr heller Himmel. Wichtig war hier, auf diese Lichter (Himmel) zu belichten und sie nicht ausfressen zu lassen, sprich überzubelichten. Man erkennt deutlich, dass die Kurve wieder abfällt nach rechts und nicht dort anschlägt.
Das spricht dafür, dass hier perfekt auf die hellen Partieen im Bild belichtet wurde. Da das Bild tagsüber gemacht wurde mit einem grau bewölkten Himmel, hat sich das gesamte Licht wie durch einen Diffusor sehr angenehm verteilt. Das erkennt man an dem weiteren Verlauf der Kurve in Richtung links, also den Tiefen. Auch ganz links sieht man, dass die Tiefen kurz bevor sie links ankommen abfallen und somit alle Tonwerte auch in den Tiefen des Bildes erhalten sind. Insgesamt eine sehr ausgewogene Belichtung. Eine Aufnahme hat hier völlig gereicht, alle Tonwerte der Szenerie einzufangen.
Leider sieht abends oder nachts eine Tonwertkurve nicht so ausgewogen aus. Logisch, es ist ja auch viel dunkler. Folglich muss die Kurve insgesamt viel weiter links stehen. Wie zum Beispiel in folgender Kurve:
Hier habe ich exakt auf den Punkt auf die Lichter belichtet. Die Kurve schlägt rechts gerade so am Rand an, alle hellen Bereiche im Bild sind somit nicht überbelichtet zu sehen, sondern so wie auch unser Auge sie sieht. Betrachten wir den linken Rand der Kurve, also die Tiefen, sehen wir allerdings, dass hier die Kurve links nicht mehr abfällt, sondern sich der “Berg” an den linken Rand drückt. Das bedeutet, dass die Tiefen “abgesoffen” sind. Sprich: Sie sind prinzipiell nicht mehr zu gebrauchen. Die Lösung sieht so aus, dass du hier einfach noch eine oder vielleicht sogar zwei Belichtungen machst, die jeweils um eine Blende länger belichtet sind.
Die Tonwertkurve der zweiten Aufnahme könnte dann zum Beispiel so aussehen:
Dadurch erhältst du neben deiner Aufnahme für die Lichter auch die Aufnahmen für die Tiefen (sie sind links am Ende abfallend) und kannst diese dann später in der Software, zum Beispiel Lightroom, miteinander zu einem HDR verrechnen lassen.
Aber Achtung: Du solltest deine Kamera und ihren Sensor kennen lernen, um die Kurve vor Ort lesen zu können, und zu wissen wie weit hier die Datei ausreizbar ist. Wie weit ist deine Raw Datei bereit, sowohl in den Lichtern als auch in den Tiefen in der Nachbearbeitung etwas zu retten. Das ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich. Wo ich früher mit meiner Einsteigerkamera vielleicht drei oder vier Aufnahmen machen musste, brauche ich heute meistens nur eine oder maximal zwei.
Ausserdem lassen moderne Vollformatsensoren viel mehr Reserven gerade in den Tiefen zu, soll heissen, du kannst die Tiefen teilweise bis zu drei Blenden in der Belichtung anheben, ohne dass störendes Rauschen entsteht.
Du solltest also deine Tonwertkurve im Blick halten 😉
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